Interview mit Basti Reisböck – Lehrbeauftragter Wettfahrtoffizielle im Bayerischen Seglerverband

05.09.2025

Große Regatten, faire Wettkämpfe, eine solide Ausbildung – all das funktioniert nur, weil es Menschen gibt, die abseits des Rampenlichts die Fäden ziehen. Einer von ihnen: Basti Reisböck. Als Lehrbeauftragter für Wettfahrtoffizielle gestaltet er die Segelausbildung in Bayern mit. Im Gespräch erklärt er, was ihn antreibt – und welche Veränderungen er anstoßen will.

Basti, du bist Teil des Ausbilderteams im Bayerischen Seglerverband. Wenn dich jemand fragt: „Wer bist du eigentlich?“, wie stellst du dich vor?

Er lacht, denkt kurz nach und fängt dann an, von sich zu erzählen:

Also, ich bin Basti, 44 Jahre alt, verheiratet, Papa von zwei Jungs, ursprünglich gelernter Schreiner und seit über 20 Jahren bei der Berufsfeuerwehr in München tätig. Ich liebe alles ums, auf, im Wasser – vor allem aber das Katamaransegeln und das Regattasegeln. Hier im BSV bin ich seit 2016 im Lehrteam für Wettfahrtoffizielle und organisiere seit 2023 das Team und alle Kurse und Angebote als „Lehrbeauftragter Wettfahrtoffizielle“.

Dein Weg aufs Wasser: Erinnerst du dich noch an den Moment, an dem du das erste Mal in einem Boot saßt – und was dich so sehr fasziniert hat, dass du dabeigeblieben bist?

Mein seglerischer Start begann erst mit 21 Jahren. Als Bootsbauer kam ich über den Zentralen Hochschulsport zum Universitätssportclub München, Abteilung Segeln.
Der damalige Topcat-Obmann Ludwig fragte mich, ob ich Lust hätte, mit ihm auf einem K2 zu segeln. So packte mich die Faszination des Zweirumpfsegelns – und sie hat mich bis heute nicht losgelassen.

Fachlich ging es zuerst im Verein in der Trainer-C-Ausbildung weiter, bevor mein Interesse an den Wettfahrtregeln überhandnahm. Nach dem Grundseminar zum regionalen Schiedsrichter 2014 kam der Kontakt zum Lehrteam des BSV zustande. Seit 2016 bin ich Mitglied dieses großartigen Teams. Es folgten Aufbaulehrgänge zum nationalen Schiedsrichter und regionalen Wettfahrtleiter.
Seit 2023 übernehme ich die Organisation und Planung der Kursangebote als Lehrbeauftragter für Wettfahrtoffizielle im Team – gemeinsam mit den Mitarbeitern der Geschäftsstelle.

Vom Schüler zum Ausbilder: Welche Stationen, Vereine oder Mentoren haben dich besonders geprägt – und wie haben sie dich zu dem Trainer gemacht, der du heute bist?

Vereinsmäßig bin ich nach wie vor im USC-M Mitglied. Anfangs haben mich Holger und Timo Haß gepusht. Durch sie konnte ich bereits früh bei hochrangigen Regatten Erfahrungen als Schiedsrichter sammeln.
Durch Fritz Hauger konnte ich mein Wissen vertiefen und schließlich bei Uli Finckh meine Didaktik und Pädagogik weiterentwickeln – auch wenn sie noch lange nicht fertig ausgereift sind. Von jedem Mitglied des Lehrteams lerne ich bis heute immer wieder Neues. Das ist für mich das Spannendste.

Der Schritt zum Ausbilden: Viele segeln fürs eigene Glück – du bildest andere aus. Warum? Was reizt dich daran, Verantwortung zu übernehmen und dein Wissen weiterzugeben?

Im Gespräch wird klar: Für Basti geht es nicht nur um Technik. Er spricht über Haltungen, Werte und über das, was junge Seglerinnen und Segler fürs Leben lernen können.

Der Schritt, andere auszubilden, ist für mich eine logische Weiterentwicklung – eine bewusste Entscheidung, Verantwortung zu übernehmen. Für mich liegt der Reiz darin, nicht nur selbst Erfahrungen zu sammeln, sondern genau diese auch weiterzugeben. Es ist eine Chance, andere Menschen zu begleiten – ihre Fehler zu reflektieren und ihre Erfolge mitzufeiern.

Es erfüllt mich, wenn ich sehe, wie jemand durch meine Anleitung sicherer wird, Vertrauen in sich gewinnt und beginnt, selbstständig Entscheidungen zu treffen.
Wissen ist nur dann wertvoll, wenn man es teilt. Und Verantwortung zu übernehmen, heißt für mich auch, etwas zurückzugeben – an die Gemeinschaft, an die Zukunft des Sports.

Philosophie am Steg: Gibt es ein Prinzip, das dich in deiner Arbeit leitet – etwas, das dir im Umgang mit jungen Seglerinnen und Seglern besonders wichtig ist?

Im Sprichwort von Henry Ford „Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen“ steckt für mich schon eine wichtige Kernbotschaft. In der heutigen Zeit wird oft das Negative gesucht, anstatt das Positive zu bestärken.

Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“ Ich will zu denen gehören, die Windmühlen bauen – und versuche, neue Gedanken und Sichtweisen in den Verband zu bringen. Sie werden sicher nicht alle funktionieren, aber wir wissen es erst, wenn wir den Schritt gewagt haben.

Boote & Reviere: Hast du ein Lieblingsboot oder ein Revier, das für dich immer mehr ist als nur ein Trainingsort – fast wie ein zweites Zuhause?

Mein Lieblingsboot ist nach wie vor der K2 oder jetzt neu K2X von Topcat. Vom Clubgelände kann ich am Starnberger See einfach abschalten. Der nahe Walchensee ist ein schöner Trainingsspot mit konstanten Bedingungen.
Doch ich denke nicht nur an meine eigenen Erlebnisse, sondern auch an die Zukunft.

Ausbildung im Wandel: Wo siehst du die größten Chancen, aber auch die größten Herausforderungen für die Segelausbildung im Verband in den nächsten Jahren?

Die größten Chancen sehe ich bei uns selbst im Verband. Wir müssen unsere Lehrmethoden überdenken und anpassen, neue Formate testen und Inhalte so aufbereiten, dass sie begeistern – nur so bleiben wir innovativ.

Die Herausforderung wird sein, ob unsere Überlegungen wirklich die Bedürfnisse der Vereine und Seglerinnen und Segler treffen.

Dein Blick nach vorn: Welche Ideen bringst du selbst ein, um Segeln in Bayern noch attraktiver zu machen – gerade für junge Leute, die vielleicht noch nie ein Boot betreten haben?

In den kommenden Jahren wollen wir die Ausbildungsabteilung und den Verband wieder näher zu den Seglern und den Vereinen bringen. Wir möchten Reviervertreter als regionale Ansprechpartner und Multiplikatoren gewinnen und neue Formate wie U18- und U30-Seminare anbieten.

Durch modulare Fortbildungsangebote im Format der „Round Table“ wollen wir alle Beteiligten – Wettfahrtleiter, Schiedsrichter und Segler – an einen Tisch bringen, um vom Austausch zu profitieren. Geplant sind auch neue Vermesser-Grundlehrgänge und Kooperationskurse mit anderen Landesverbänden.

Vision für den Sport: Wenn du über den Tellerrand hinausschaust – was wünschst du dir für die Zukunft des Segelsports in Deutschland?

Für den Segelsport wünsche ich mir Innovationen und neue Ideen, die diesen schönen Sport weiter voranbringen und attraktiv gestalten. Durch den Bereich Ausbildung wünsche ich mir viele engagierte ehrenamtliche Helfer und Wettfahrtoffizielle, die es schaffen, bei ordentlichen Bedingungen faire Wettkämpfe durchzuführen.
Und am Ende darf es auch mal leichter werden.

Ganz privat: Welche fünf Dinge stehen auf deiner Bucket List – Dinge, die du unbedingt noch erleben möchtest, ob auf dem Wasser oder an Land?

Zwischen Seminaren und Regatten mehr Zeit für die Familie zu finden – und endlich selbst mal wieder an der Pinne zu sitzen – das wäre ein echtes Ziel. Ebenso wie viele schöne Urlaube mit unserem Bus zu verbringen. Fremde Menschen und Kulturen kennenlernen, viele schöne Fleckchen auf dieser Erde sehen – am liebsten auf allen Kontinenten, die ich bisher noch nicht bereist habe.

Danke Basti, für dieses interessante Gespräch!

Der BSV auf Instagram

Möchten Sie stets auf dem Laufenden bleiben? – Folgen Sie uns auf Instagram! Unser Kanal wird regelmäßig aktualisiert und mit frischem Content bereichert. Hier finden Sie exklusive Einblicke und spannende Inhalte, die über den offiziellen Newsbereich hinausgehen.
Zu Instagram

Sponsoren & Partner

musto performance
dsv windrose
athletic sport sponsoring
segel reporter
lead-online-logo
campai

Mitglied bei

german sailing team
bayerische sportstiftung
blsv