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BSV-Aktuell

Die interne Konkurrenz der drei deutschen 49er Topteams motiviert sie enorm.

 


Interview mit Andreas Spranger über die Teilnahme an der Weltmeisterschaft der 49er im Oman.

Eine der letzten Segelhighlights des Jahres 2021 war die WM der 49er, 49FX und Nacra vor der Küste des Oman im Barcelo Mussanah Resort, dem Stützpunkt von Oman Sail. Dabei holten die 49er Olympia-Segler Tim Fischer und Fabian Graf Silber, Paul Kohlhoff und Alicia Stuhlemmer im Nacra17 Bronze. Als drittes Team waren die zwei bayerischen 49er Segler Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger (beide BYC), die mit dem 11. Platz das Medalrace nur knapp verpassten, im Oman dabei. Nachdem beide wieder zurück im Stützpunkt Kiel waren, sprach Bernd Hassenjuergen mit Andreas Spranger.

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                              Andreas Spranger und Jakob Meggendorfer im 49er. Foto: Anna Suslowa

WM-Medalrace um einen Platz verpasst. Wie habt ihr das persönlich verarbeitet?

Da waren wir schon ziemlich enttäuscht, es fehlten uns am Ende nur drei Punkte zum Einzug in das Medalrace. Wir wussten, dass wir das Zeug haben in den Top fünf mitzuspielen. Wir hatten einen sehr soliden Einstieg in den Wettkampf und waren nach der Qualifikationsphase dritte. Leider konnten wir das aber nicht halten. Nach der WM haben wir in Kiel mit unserem Coach Max Groy alles Revue passieren lassen und die Rennen analysiert. Gut war, dass wir viel aus der Vorbereitungszeit umsetzen konnten, leider haben wir aber in drei Finalrennen sehr individuelle Fehler gemacht, die uns viele Punkte gekostet haben. 

Wie habt ihr euch auf die WM vorbereitet?

Die Vorbereitung hat im Oktober mit zwei Trainingslagern in Marseille gestartet, dort haben wir mit vielen internationalen Teams zwei Trainingswettkämpfe organisiert. In den Oman sind wir zwei Wochen vor der WM gereist, um uns zu akklimatisieren und das Revier kennenzulernen. Einige Tage vor der WM segelten wir noch die Asian Championships mit, bei der schon fast alle WM-Teilnehmer dabei waren und konnten diese mit einem soliden siebten Platz beenden. Alles in allem war die Vorbereitung sehr intensiv, um das Revier gut kennenzulernen. Der DSV war mit vier Teams vor Ort, drei im 49er und dem Nacra Team.

Was waren eure persönlichen Highlights der WM? 

Zum einen das super Segelrevier. Wir hatten jeden Tag einen thermischen Wind von 7-12 Knoten bei einer Wasser- und Lufttemperatur von 30 Grad. Das ist selbst für uns eine Besonderheit. Dazu kam, dass alle Segler gemeinsam in einem Hotel im Sailing Center gewohnt haben. Es war großartig, dass alle Segler an einem Fleck waren. Wir haben uns am Abend beim Essen getroffen, in den Trainingspausen am Pool oder im Boat-Park. Das war schon etwas Besonderes, bei den Regatten siehst und triffst du ja sonst nur deine Bootsklasse. Hier waren alle vor Ort, du hast die anderen Teams aus verschiedensten Nationen getroffen, mit ihnen Abend gegessen, das war ein besonderer Spirit.

Segeln im Oman; wie habt ihr das Land und die Segelszene dort erlebt?

Wir waren zunächst überrascht als die Entscheidung kam die WM im Oman auszutragen und dann auch skeptisch. Aber als wir vor Ort ankamen waren wir positiv überrascht. Es ist ein wunderschönes Land, die Leute vor Ort sind sehr freundlich und hilfsbereit. Das Event war wirklich gut organisiert, es hat an nichts gefehlt. Für uns war es von den Abläufen und der Organisation eines der entspanntesten Events, das wir bisher hatten. Außer an den zwei freien Tagen haben wir vom Oman leider zu wenig gesehen. Die Canyon- und Wüstentour am letzten Tag, die wir gemeinsam mit den Österreichern gemacht haben, war sehr beeindruckend.

Werden wir in Zukunft noch mehr hochkarätige Segelevents an der Küste der arabischen Halbinsel sehen? Ist das eine Alternative zu Auckland, Sydney, Valencia …..?

Noch fehlt die Segelbegeisterung im Oman, kein Vergleich zum Beispiel mit Sydney oder Auckland, wo Segeln einen ganz anderen Stellenwert genießt und die Zuschauer einfach begeistert beim „public viewing“ sind. Das fehlt sicher im Oman. Aber warum nicht! Ich kann mir schon vorstellen, dass die Leute vor Ort dann auch mehr Interesse am Segeln entwickeln. Auf jeden Fall werden sie ein geiles Event auf die Beine stellen können. Aber noch mehr Spaß macht es natürlich, wenn man merkt, dass der Sport wirklich ein breites Interesse in der Bevölkerung weckt.

Wie geht es jetzt weiter, was sind eure Ziele im Jahr 2022?

Jetzt sind wir erst mal in Kiel, im Januar geht es dann mit dem German Sailing Team nach Lanzarote. Dort haben wir perfekte Segelbedingungen, kaum Ausfall wegen zu wenig oder zu viel Wind. Nur die Reise dorthin ist doch sehr lang. Erst geht es mit dem Hänger in den Süden Spaniens und dann noch zwei Tage mit der Fähre nach Lanzarote, in Summe also fünf Tage. Das German Sailing Team wird dort mit allen olympischen Bootsklassen vor Ort sein, alle Trainer und Material-Experten werden dabei sein. Und auch international werden einige Teams dort trainieren. Wir werden uns vor Ort sicher die meiste Zeit mit den neuen Segeln und den neuen Masten der 49er Klasse beschäftigen. Die Anpassung an den anderem Hersteller, neuen Schnitt und das andere Design, sowie die richtigen Trimm-Einstellungen zu finden, das sind sicher erst einmal die Schwerpunkte. Im März geht es dann mit den neuen Erkenntnissen direkt zum Euro-Cup nach Palma. Danach geht es zügig weiter mit einem vollem Saisonplan, World Cup in Hyères (F), Euro Cup in Medemblik (NL), EM in Aarhus (DK), und der Saisonhöhepunkt, die WM in Kanada in Halifax. Da wollen wir in die Top 10 fahren!

Paris/Marseille 2024 ist dann das große Ziel?

Ja klar, nach unserer Olympiakampagne für 2020/2021, in der wir dritte geworden sind und bestes Nachwuchsteam waren, haben wir die Olympischen Spiele 2024 ganz klar als Ziel gesetzt. Wir haben nach den letzten Spielen viel in unserer Dreiertrainingsgruppe trainiert und uns weiterentwickelt. Die interne Qualifikation wird voraussichtlich 2023/2024 stattfinden. Zeitgleich müssen wir aber auch Deutschland als Nation in unserer Bootsklasse qualifizieren. Klar ist die interne Konkurrenz groß, aber wenn du zu den olympischen Spielen willst, willst du ja auch ganz vorne dabei sein. Daher ist der interne Wettbewerb sehr gut. Wir puschen uns gegenseitig und die Ergebnisse zeigen, dass wir international alle vorne mitspielen können. Und wer die interne Qualifikation gewinnt hat dann auch gute Chancen bei den olympischen Wettbewerben eine Medaille zu holen. Dieser interne Wettbewerb motiviert uns enorm.

Wie war euer Weg in den DSV Kader? Habt ihr Tipps für unsere segelbegeisterten jungen Segler: innen?

Mit dem 29er hatten wir den ersten Kontakt zum DSV und den Strukturen in Kiel. Der Umstieg in den 49er im Jahr 2014 zeigte uns schnell, dass die Trainingsmöglichkeiten in Kiel einfach besser als in Bayern sind. Aber uns war wichtig nicht zu überstürzt nach Kiel zu ziehen. Deshalb haben wir zunächst unser Abitur in Bayern abgeschlossen, sind viel zu Trainings nach Kiel gependelt und erst 2016 sind wir gemeinsam nach Kiel gezogen. Das war die richtige Entscheidung. Wir studieren in Kiel, unsere Freunde leben hier und wir haben die ganze Segel-Infrastruktur mit dem DSV vor Ort. Es macht das Leben deutlich leichter. Bei vielen Entscheidungen hat uns die Laufbahnberatung des Olympia Stützpunktes sehr geholfen und die sind auch für Nachwuchssegler immer ansprechbar. Hier vor Ort ist es eine echte Segelcommunity. Alle Klassen sind hier am Stützpunkt vertreten, viele Segler: innen leben hier auch in Segel-WG´s.

Wie sehr unterstützen euch der DSV und der BSV? 

Wir bekommen eine gute Unterstützung von beiden Verbänden. Der DSV stellt Trainer, Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung und vom BSV gibt es eine jährliche Projektförderung für zusätzliche Trainer und Experten. Unser Material müssen wir selbst finanzieren und das geht nur mit Hilfe von Sponsoren, Spenden und der Unterstützung unseres Clubs. Wir wissen die Förderung von allen Seiten sehr zu schätzen. Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die uns auf unserem Weg unterstützen!